Blowerdoor Bauphysik und Technik
Treibhauseffekt, knappe Energieressourcen und steigende Energiekosten sind Gründe für energiesparendes Bauen und Reduzierung des Heinzenergiebedarfs. Ein wichtiges Kriterium hierbei ist eine luftdichte Gebäudehülle. Sie trägt zur Vermeidung von Zugluft, Bauschäden und unnötigen Wärmeverlusten bei. Mit dem BlowerDoor-Messsystem lässt sich das Luftdichtheitsvehalten von Gebäuden oder Teilen hiervon reproduzierbar messen.
Ein verstellbarer Vorhang und ein manuell oder elektronisch regelbares Gebläse sind in eine Außenöffnung (Fenster, Glastüre) einzusetzen. Die Prüfeinrichtung selbst besteht aus Messeinrichtungen für das Fördervolumen Gebläse (in m3 pro Stunde) und der bestehenden Druckdifferenz zwischen außen und innen (in Pascal). Alle weiteren Fenster und Außentüren sind geschlossen, die Innentüren zu den absichtlich beheizten Räumen bleiben offen. Nach DIN EN 13829, DIN 4108-7 und EnEV bestimmt sich das Fördervolumen bei einer konstanten Druckdifferenz von 50 Pascal. Bleibt die Druckdifferenz konstant, so sind die Luftmengen, die einerseits durch das Gebläse gefördert und andererseits durch bauliche Fugen und Undichtigkeiten nachströmen, gleich groß. Es werden Messreihen bei unterschiedlichen Druckdifferenzen durchgeführt. Danach erfolgt eine mathematische Bestimmung des Fördervolumens bei 50 Pascal Druckdifferenz. Das ermittelte Fördervolumen in m3 pro Stunde bei 50 Pascal Druckdifferenz steht mit dem Raumluftvolumen des beheizten Gebäudeteiles in folgender Beziehung:
n50 = V(50) / V(ges)
n50 = Gesamtluftdichtheitswert [1/h] bei 50 Pascal Druckdifferenz
V(50) = vom Gebläse geförderter Volumenstrom bei 50 Pascal Druckdifferenz [m3/h]
V(ges) = Gesamtsumme Nettovolumen der direkt oder indirekt beheizten Gebäudezonen [m3]
Rechenbeispiel:
Als Fördervolumen wurden 1250 m3/h mit Blowerdoor ermittelt. Das Gebäudenettovolumen beträgt 500 m3. Der n50-Wert liegt somit bei 1250 / 500 = 2,5 1/h.
Bei Gebäuden mit Fensterlüftung darf aktuell ein n50-Wert 3,0 1/h nicht überschritten werden. Sofern Gebäude mit mechanischen Lüftungsanlagen mit Wärmerückgewinnung ausgestattet sind, liegt der zulässige Höchstwert bei 1,50 1/h. Bei Passivhäusern sollte ein Grenzwert von 0,50 1/h eingehalten sein.
Ein Merkblatt von EGLE ENGINEERING zu bauphysikalischen Messungen finden Sie als PDF-Datei hier.
Blowerdoor Prüfung der Gebäudehülle
Neben der Beurteilung des Gesamtluftdichtheitverhaltens von Gebäuden wird Blowerdoor auch zur Ermittlung von Luftleckagen verwendet. Bei laufendem Gebläse lassen sich Luftströme durch Außenbauteile mittels Rauchstäbchen, Nebelgeneratoren, Luftgeschwindigkeitsmessern (Thermo-Anemometer) oder Infrarot-Thermografie aufspüren (weitere Infos zu Thermografie finden Sie auf dieser Seite). Einzelleckagen gewinnen mit zunehmend hohen Dämmstandards in unseren Gebäuden stark an Bedeutung. Neben erhöhtem Energiebedarf sind insbesondere Bauschäden durch Konvektion, somit das unplanmäßige Eindringen warmer Raumluft in ausgekühlte Außenzonen, zu beachten. Reifansätze, Schimmelpilzbildung oder gar die vorzeitige strukturelle Schädigung von Bauteilen können die Folge sein. Normierte oder gesetzlich definierte Grenzwerte für Einzelleckagen existieren gegenwärtig nicht. Es liegt an der fachlichen Expertise des Messenden, solche Werte aus physikalischer und baupraktischer Sicht korrekt zu bewerten. Für die sachgerechte Beurteilung von Einzelleckagen im Hinblick auf Energieverluste oder Konvektionsschäden sind neben der gemessenen Luftgeschwindigkeit unter anderem Leckagequerschnitte, Schichtenfolgen und die räumliche Anordnung im Bauteil mit zu bewerten.
Blowerdoor Qualität sichern im Neubau
Bei Neubauten lassen sich Leckagen konsequent schon während der Bauphase aufspüren. Die Aufwändungen zur Beseitigung unplanmäßiger oder schädlicher Undichtigkeiten liegen in diesem Stadium im Regelfall deutlich niedriger wie nach Fertigstellung des Bauwerks. Gesamtluftdichtheitsverhalten und Einzelleckagen gewinnen bei der Verwendung von raumlufttechnischen Anlagen in Verbindung mit Wärmerückgewinnung besondere Bedeutung. Das Wirkungsprinzip der Wärmerückgewinnung liegt in der planmäßigen Zufuhr von Außenluft durch einen Kreuzwärmetauscher. Der verbrauchten (warmen) Abluft wird hier Wärme entzogen und der Frischluft zugeführt. Gelangen größere Mengen kalter Außenluft durch unplanmäßige Fugen in die Innenräume, reduziert sich der Wirkungsgrad der Lüftungsanlage erheblich.